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Veröffentlicht am: 06.09.2022

Lesezeit ca. 5 Min.

Behälteraustragsvorrichtung

Good Vibrations mit der BAV

Immer wieder gehen wir typischen Problemstellungen beim Austragen und Nachfüllen nach und erklären, wie sie sich technisch lösen lassen. Hier stellen wir die Behälteraustragsvorrichtung, kurz: BAV, vor.

Fließverhalten so individuell wie das Schüttgut

Nachfüllen, das klingt nach einer vermeintlich einfachen Aufgabe. Doch so individuell wie die Zusammensetzung eines Schüttgutes ist auch sein Fließverhalten. Das wird bereits bei der Einlagerung und besonders beim Austragen und Nachfüllen deutlich. Klassische Beispiele für extrem schlecht fließende Schüttgüter sind etwa Mehl, Stärke, Titandioxid oder Kreide. Aufgrund ihrer kompaktierenden Fließeigenschaften lassen sie sich nicht gleichmäßig austragen, sondern verdichten sich aufgrund ihrer hohen Brückenspannung im Austragsbereich. Dieser setzt sich im Laufe der Zeit mit dem Produkt zu, was zu Betriebsstörungen oder gar Beschädigungen am Gerät führen kann.

Wie Experten Ihr Schüttgut in Fluss bringen

"Der Brabender": sicher und vielseitig

Eine Behälteraustragsvorrichtung, kurz: BAV, unterstützt die verdichtungsfreie Austragung aller Schüttgüter aus Silos oder Behältern – ausgenommen sind Flüssigkeiten. Die erste BAV, oder „der Brabender“, wie die Behälteraustragsvorrichtung in Kundenkreisen heißt, wurde vor über 50 Jahren vorgestellt. Seitdem hat Brabender Technologie sie stetig weiterentwickelt – bis zur heutigen Version: die 04-er, die sich vielseitig in fast allen Industriebereichen einsetzen lässt. Auf Wunsch gibt es die BAV als Hygienic-Design-Ausführung aus Edelstahl oder als explosionsgeschützte ATEX-Version. Sie ist temperaturbeständig bis +150 Grad Celsius, druck- und stoßfest und mit speziellen Sicherungen sogar unempfindlich gegenüber Unterdruck.

Wie wird der Auslauf entlastet, um Produktstau zu vermeiden?

Die BAV wird unter einen Behälter oder ein Silo montiert. Mit ihrem vibrierenden Austragungsboden sorgt sie für einen gleichmäßigen und kontinuierlichen Produktaustrag aus dem Silo oder dem Behälter. Entscheidend dafür ist der Ringspalt, der den Spalt zwischen dem sogenannten Entlastungsteller und der ringförmigen Außenwand bezeichnet. Wie ein „doppelter Boden“ fängt der Entlastungsteller den Materialdruck der Produktmasse im Behälter auf. So verhindert er, dass der Materialdruck auf dem Auslauf des Austragsbodens lastet und sich ein Produktstau bildet.

Individuelle Einstellmöglichkeiten

Michael Katzbach, Leiter der Ersatzteilabteilung bei Kubota Brabender Technologie, erklärt: „Die Leistungsberechnung erfolgt immer über die Größe des Ringspalts. Das Verhältnis des Ringspalts zum Auslaufdurchmesser ist hierbei ausschlaggebend. Ist der Ringspalt zu groß, entfällt der Verbesserungseffekt für die Fließeigenschaft, den der Entlastungsteller erzielen soll.“ Bei Bedarf kann der Ringspalt deshalb mit verschiedenen Variationsmöglichkeiten genau an die individuellen Anforderungen der Anwendung angepasst werden.

Wir können die BAV auf Wunsch individuell auf die Bedingungen der speziellen Anwendung anfertigen können.
Antonio Seising, Leiter Vertrieb, Kubota Brabender Technologie

Wann sind Belüftungsdüsen eine Option?

Darüber hinaus lässt sich bei Bedarf die Seitenwand des Austragsbodens mit Druckluftdüsen ausrüsten. Die flach aus den Düsen austretenden Druckluftstöße legen sich seitlich als Luftpolster zwischen das anhaftende Produkt und die Behälterwand. So reduzieren sie die Reibung und aktivieren (nicht fluidisieren) das verdichtete Produkt im Austragsbereich. Michael Katzbach weist in diesem Zusammenhang aber auf einen möglichen Nachteil hin: „Bei einer nachgeschalteten Dosierung kann die Dosierschnecke das Produkt mit dem nun stark veränderten Fließverhalten nicht mehr präzise kontrollieren. Außerdem sollte immer für eine ausreichende Be- oder Entlüftung gesorgt werden, um auch hier die Dosierung nicht zu beeinflussen.“

Good Vibrations mit zwei Vibrationsmotoren

Je nach Größe der BAV erzeugen ein oder zwei Vibrationsmotoren die Vibrationen. „Die kleineren BAV bis zum Modell 1504 sind meist mit einer höheren Drehzahl und Frequenz ausgestattet, wodurch der Boden anfängt zu schwingen. Bei den großen BAV sind zwei Motoren verbaut, weil das Produkt ansonsten einseitig ausgetragen wird. Die beiden Motoren liegen einander gegenüber und synchronisieren sich von selbst“, erklärt Michael Katzbach. Der Vibrationsmotor überträgt die Vibrationen, erzeugt durch Unwuchtgewichte auf den Austragsboden, mit dem er fest verbunden ist. Die Unwuchtgewichte bestehen aus zwei Halbscheiben, deren Position zueinander über die Stärke der Unwucht entscheidet. Diese wird an die jeweiligen Einsatz- und Austragsbedingungen angepasst.

Lassen Sie sich beraten!

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Kontaktieren Sie unseren Vertriebsleiter Antonio Seising.

Schwingungsenergie nur so stark wie nötig

Ist die Unwucht am Vibrationsmotor zu hoch eingestellt, droht die Gefahr eines Produktstaus oder einer Produktverdichtung im Austragsboden oder von Beschädigungen am Gerät. „Deshalb sollte die Schwingungsenergie nur so stark wie nötig und so gering wie möglich eingesetzt werden“, empfiehlt der BAV-Experte. Bei unterschiedlicher Unwuchteinstellung der beiden Vibrationsmotoren kann es zudem dazu kommen, dass undefinierte Trudelbewegungen das Gerät zerstören. Michael Katzbach betont: „Die beiden Vibrationsmotoren müssen deshalb immer mit der gleichen Unwuchteinstellung betrieben werden.“

Alles aus einer Hand

„Das Besondere bei uns ist, dass wir alles aus einer Hand liefern können“, fasst Michael Katzbach zusammen. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir die BAV auf Wunsch individuell auf die Bedingungen der speziellen Anwendung anfertigen können. Wer die Fließeigenschaften seines Produkts nicht genau kennt, sollte zunächst mit uns Rücksprache halten. Im Zweifel können wir vorab eine Probe analysieren, damit die BAV später genau auf die Anwendung passt.“

Für die BAV gilt: Weniger ist mehr. Wer den sparsamen Einsatz von Energie und den klugen Gebrauch des Ringspalts berücksichtigt, den wird „der Brabender“ mit einer langen Lebensdauer belohnen – natürlich immer in Relation zur Abrasivität des Produkts.

Erfahren Sie mehr über unsere Lösungen zum Thema Austragen und Nachfüllen in unserer Übersichtsbroschüre.

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